Vorurteile gegen Greifvögel
Bei unserer Arbeit für einen besseren Schutz heimischer Greifvögel vor illegaler Verfolgung werden wir oft mit Vorurteilen gegen die "Krummschnäbel" konfrontiert. Meist ist es Unwissenheit, die die Menschen verunsichert - manches Mal wird aber auch gezielt Stimmung gegen die Tiere gemacht.
Hier entkräften wir die sechs häufigsten Behauptungen.
Das stimmt nicht. Greifvögel haben zwar zu keiner Zeit nennenswerte natürliche Feinde gehabt, sie stehen weit oben in der Nahrungskette. Allerdings besteht durchaus eine Konkurrenz innerhalb der Greifvogelordnung: Habichte zum Beispiel erbeuten andere Greifvögel. sowohl Alt- wie auch Jungtiere. Auch der Uhu jagt kleiner Greifvögel. Zudem werden Greifvogelnester von kleinen Raubtieren wie Mardern oder Waschbären geplündert.
Die drei wichtigsten Feinde haben aber alle Tierarten gleichermaßen: Harte Winter, Krankheiten und innerartliche Konkurrenz. Nur diese drei Faktoren beeinflussen messbar die Bestände von Tierarten – seien es nun Mäuse, Rehe oder Habichte.
Greifvögel wurden bis in die 1970er Jahre hinein legal bejagt. Als die Bestände vieler Arten auf einem Tiefpunkt angelangt waren, wurden alle Greife unter Schutz gestellt. Seither haben sich diese Populationen vielfach wieder erholt, so dass es in der Tat Greifvögel wieder häufiger als früher sind. Von einer „Überpopulation“ kann aber keine Rede sein, denn viele Arten – wie etwa Habicht, Rotmilan oder Baumfalke - sind immer noch viel seltener als früher und inzwischen sogar wieder bedroht.
Außerdem ist der Begriff „Überpopulation“ irreführend, denn Wildtierbestände können nicht über ein natürliches Maß hinaus wachsen. Richtig ist vielmehr: Die meisten Greifvögel brüten nur einmal im Jahr und haben meist nur sehr wenige Junge. Dazu kommt, dass z.B. Habichte erst in höherem Alter mit dem Brüten beginnen. Von solche Arten können sich nie besonders großen Populationen entwickeln.
Das stimmt so nicht mehr. Manche Greifvögel – wie etwa Wanderfalken und Uhus – sind in der Tat in den 1970er und 1980er Jahren im Rahmen von Wiedereinbürgerungsprojekten ausgesetzt worden. Sie waren zuvor fast ausgestorben. Von diesen Zuchttieren leben keine mehr in freier Natur – alle beringten Greifvögel oder Eulen, die man heute sieht, sind im Rahmen wissenschaflicher Vogelberingung als Küken im Nest oder während eines Aufenthalts in einer Auffang- oder Pflegestation, z.B. wegen einer Verletzung, markiert worden
Auch das stimmt nicht. Natürlich wurden alle in den 80er und 90er Jahren ausgewilderten Tiere beringt, aber die wenigsten dieser Vögel leben heute noch. Greifvögel, die heute mit einem Ring versehen sind, haben diesen als Jungvogel im Horst erhalten, oder wurden verletzt aufgegriffen, in einer Auffangstation gesund gepflegt und vor der Freilassung beringt. Die Ringe helfen Wissenschaftlern bei der Erforschung der Arten, sie lassen vor allem Rückschlüsse auf Zugwege und Winterquartiere zu.
Habichte ernähren sich von einer Vielzahl von Vögeln, die kleiner sind, als sie selbst. Einzelne Habichte können sich auf Brieftauben oder Hühner spezialisieren, aber das ist nicht die Regel. Die meisten erbeuten vor allem Ringeltauben oder Rabenvögel, die sie in ausreichender Zahl in ihren überwiegend bewaldeten Brutarealen finden. Allerdings gibt es einige Habichte, die sich auf Taubenschläge spezialisiert haben, außerdem passiert es Im Winter, dass Habichte vermehrt Zuchtgeflügel erbeuten. Wie Sie dies verhindern können, lesen Sie hier.
Der Fasan ist als nicht heimische Tierart nicht sehr gut an das mitteleuropäische Klima angepasst. Harte Winter setzen der Art zu, ebenso verregnete Sommer. Die zunehmend intensivere Landwirtschaft und der Einsatz immer effektiverer Pflanzenschutzmittel zerstören den Lebensraum aller Offenlandarten, zu denen auch der Fasan gehört. Hinzu kommen Krankheiten, die für den Bestandsrückgang der Art in den letzten Jahren verantwortlich zu sein scheinen. Ein Einfluss des Habichts auf die Bestandsdichte von Fasanen ist nicht nachgewiesen und aufgrund der geringen Brutdichte des Habichts auch sehr unwahrscheinlich.