EDGAR: Erfassungs und Dokumentationsstelle
Greifvogelverfolgung und Artenschutzkriminalität

Giftköder für Greifvögel

Mit verbotenen Insektiziden auf der Vogelpirsch

Die Verwendung von Gift zur Bekämpfung von Greifvögeln ist in manchen Gegenden Deutschlands noch immer an der Tagesordnung. Für die Täter ist diese Methode recht sicher, denn sie müssen - im Gegensatz zu der Verwendung von Fallen - nicht regelmäßig zum Tatort zurückkehren und bleiben so eher unentdeckt.

Das Auslegen von Fleischresten und Schlachtabfällen ist bei der Jagd weit verbreitet und nicht grundsätzlich verboten. Diese sog. "Luderplätze" sollen Wildschweine und Füchse vor die Flinten der Jäger locken. Deshalb befindet sich in der unmittelbaren Nähe zu solchen übel riechenden Futterplätzen auch stets ein Hochsitz.

Obacht geben sollte man bei einzeln in der Landschaft abgelegten Tauben, Kaninchen, Hasen, Fleischstücken oder Hühnereiern - hierbei könnte es sich um Giftköder handeln. Kleine Wildtiere werden von den Tätern aufgeschnitten und mit Gift gefüllt. Dieses liegt oft als Granulat vor, ist manchmal auffällig gefärbt und riecht fast immer chemisch. Das Granulat kann auch auf ausgelegten Fleischstücken, z.B. Innereien, zu sehen sein. Die sog. "Gifteier" sind Hühnereier, die einen auf den ersten Blick unauffälligen Silikonpfropfen aufweisen - hier wurde das Gift eingefüllt. Als Gifte werden vor allem Insektizide verwendet, die heute meist nicht mehr auf dem freien Markt erhältlich sind.

Nicht bei jedem Bussard, den man tot in Feld und Flur findet, liegt eine Straftat vor. Das gilt auch für ein totes Kanichen oder eine Taube. Wenn Sie aber einen Greifvogel finden, in dessen unmittelbarer Nähe etwas liegt, das ein Giftköder sein könnte, sollten Sie misstrauisch werden. Andererseits muss kein natürlicher Tod vorliegen, wenn kein Köder zu sehen ist. Die Gifte wirken je nach Stoffgruppe und Dosierung unterschiedlich schnell.

Vergiftete Greifvögel haben oft die Krallen auffällig verkrampft oder zeigen auch ansonsten krampfartig verdrehte Gliedmaßen. Oft haben sie auch noch einen Köder im Rachen stecken, der nicht selten aus dem Schnabel ragt. Die Gifte wirken bisweilen so schnell, dass den Tieren keine Zeit mehr bleibt, den Köder zu verschlucken. Das Vorhandensein eines schleimigen Austritts aus dem Schnabel kann ein weiteres Indiz sein.

Die Mehrzahl der vergifteten Greifvögel finden sich in intensiv jagdlich genutzten Revieren mit hohem "Niederwildanteil" - also in einer eher offenen Landschaft mit Äckern und Wiesen. Nicht selten zeichnen sich solche Reviere durch einer hohe Dichte von Jagdständen, Wildfütterungen und (legalen) Säugetierfallen aus und meist sind Fasane im Überfluss vorhanden.

Wenn Sie glauben, Giftköder gefunden zu haben, rufen Sie bitte immer die Polizei. Lassen Sie die Köder nicht unbeaufsichtigt zurück und seien Sie sehr vorsichtig beim Umgang mit diesen - die Gifte sind oft hochtoxisch und wirken zum Teil auch über die Haut!

Aufwändiger Köder mit Hühnerherzen und Taubenflügeln
Aufwändiger Köder mit Hühnerherzen und Taubenflügeln
Diesem Rotmilan stecken noch Reste eines Köders im Rachen - der Vogel muss beim Schlucken der Nahrung gestorben sein
Diesem Rotmilan stecken noch Reste eines Köders im Rachen - der Vogel muss beim Schlucken der Nahrung gestorben sein
Eine Häufung toter Greifvögel - hier drei Rotmilane - deutet auf eine Vergiftung hin, selbst wenn zunächst kein Köder zu finden ist
Eine Häufung toter Greifvögel - hier drei Rotmilane - deutet auf eine Vergiftung hin, selbst wenn zunächst kein Köder zu finden ist